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Teneriffa 2014/15 – Teno Alto

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Buenavista del Norte #1 - Olympus OM-D E-M1

Tag 20 – 30. Dezember

Das ist ist nun fast geschafft, noch einige wenige Stunden und das Jahr 2014 wird Geschichte sein. Die letzten Stunden möchte ich nutzen um mich ein wenig im Nord-Westen von Teneriffa herumzutreiben. In meinem Fotorucksack habe ich heute fast alles bis auf die Nikon D800E. Sie liegt gut verpackt mit Gehäusedeckel ohne Objektiv neben dem 2,8/14-24mm und dem 24mm Shift & Tilt im Zimmersafe.

Einen konkreten Plan für den heutigen Tag habe ich eigentlich nicht, ich will mich treiben lassen und schauen was ich auf dem Weg nach Teno Alto erleben werde. Teneriffa besteht aus den drei unterschiedlich alten Vulkanen Anaga, Teno und Teide. Entsprechend ihres Alters ist auch die Landschaft sehr unterschiedlich. Im Anagagebirge, das hoch oben im Norden gelegen ist kann man keinen echten Vulkan mehr erkennen. Aber er muss gewaltig gewesen sein, denn die Felsen die er geschaffen hat sind auch bis heute beeindruckend. Die Vegetation ist hier sehr urwüchsig, die Bäume zumeist gedrungen und abenteuerlich geschwungen. Zum Bau von Schiffen war dieses Holz nie geeignet und so hat es über die Jahrhunderte auch den Schiffbau-Wahn der Spanier überstanden. Dort wo heute die Stadt „La Laguna“ angesiedelt ist war einst eine Lagune, welche natürlich der Stadt auch ihren Namen gab. Durch die Abholzung der Wälder und den Bau von Schiffen ist diese Lagune vor langer Zeit ausgetrocknet. Ich glaube es war vor etwa zwei Jahren als rund um La Laguna gewaltige Regengüsse niedergingen und für ein paar Tage war sie wieder da die alte Lagune. Nur standen die Häuser der Altstadt von La Laguna mittendrin.

Dort irgendwo muss es auch gewesen sein wo die letzte Schlacht der Spanier mit den Guanchen, den Ureinwohnern von Teneriffa stattgefunden hat. Noch heute findet man überall Graffitis auf denen zu lesen ist, dass die Kanaren NICHT zu Spanien gehören und die Menschen hier KEINE SPANIER sind. Wie in vielen Teilen der Erde haben es die Spanier vor vielen hundert Jahren geschafft sich die Kanaren „unter den Nagel zu reißen“. Für uns ist es natürlich toll weil wir hier alles mit unseren deutschen Euros bezahlen können und die Infrastruktur hier fast wie bei uns daheim anmutet. Ein wenig seltsam bleibt es trotzdem, da ist man gleich neben Afrika, Marokko ist bei Google Earth je nach Zoom-Level nur einen Steinwurf entfernt und es gibt hier Lidl, Mediamarkt und Nutella…

Aber lassen wir das, die Falklandinseln gehören angeblich ja auch zu England und die Queen von England ist das Oberhaupt der Kanadier, verkehrte Welt…

Während der Himmel keine Hoffnung auf schöne Fotos macht fahre ich immer weiter in Richtung Nord-Westen. Letztlich lande ich wieder in der Nähe des „Restaurants am Ende des Universums“. Heute kehre ich dort nicht ein, heute gibt es keine gegrillte Seezunge, heute habe ich ein ofenfrisches Baguette und etwas Käse. Das alles habe ich mir zuvor im Al Campo gegenüber des Hotels gekauft. Dort konnte ich am Geldautomaten auch maximal 300,- Euro abheben. Wie hoch die Gebühren dafür waren ist mir indes nicht ganz klar. Während ich auf einer Parkbank sitze und genussvoll mein Baguette verspeise klärt sich völlig unerwartet  der Himmel etwas auf. Als alles aufgegessen ist schnappe ich mir meine Olympus OM-D E-M1 und mache ein paar Fotos. Ich benutze das Leica/Panasonic Noctricron 1,2/42,5mm. Davor habe ich einen 64x ND-Filter und einen Tabak-farbenen Verlaufsfilter geschraubt. Wieder weiß ich den wunderbaren elektronischen Sucher der E-M1 sehr zu schätzen. Man bemerkt praktisch keinen Unterschied wenn man diesen schon sehr dichten Graufilter (Hersteller: Haida) vor der Linse hat. Auch die Farbwiedergabe ist noch ganz ordentlich.

Buenavista del Norte #3 - Olympus OM-D E-M1

Während ich so vor mich hin knipse fällt mir ein immer heller werdender „Spot“ in der Mitte der Fotos auf. Ich schalte die Kamera auf HDR1 um, natürlich benutze ich ein Stativ und einen Kabelauslöser! Doch das Licht ist so extrem, dass auch HDR1 damit nicht klar kommt. Also versuche ich es mit Belichtungsreihen. Vielleicht kann ich daraus später ein paar nette HDR-Fotos zaubern. Hier nervt es ziemlich, dass die Schrittweite der Belichtungsreihen minimal 1.0 EV, also eine Blendenstufe beträgt. Einen Weg das zu ändern gibt es scheinbar nicht. Bei meiner Nikon D2x, D300, D700 und der D800E hat man deutlich mehr Freiheiten. Dort lassen sich Unterschiede zwischen 0.3, 0.7, 1.0, 1.3, 1.7, 2.0 usw. ganz bequem über das vordere Wählrad konfigurieren. Das geht bei der Olympus OM-D E-M1 scheinbar nicht. Damit kann ich zwar Belichtungszeiten aufnehmen, aber die Unterschiede zwischen den einzelnen Fotos sind so extrem, dass es mir später im Hotel einfach nicht gelingen will daraus einige wirklich ansprechende HDR-Bilder zu erstellen. So hat jede Kamera ihre spezifischen Vor- und Nachteile.

Buenavista del Norte #2 - Olympus OM-D E-M1

Während sich der Himmel immer weiter aufklart und die Wolken in fast unglaublicher Geschwindigkeit am Himmel vorbeiziehen schraube ich den ND-1000 Graufilter vor mein Nocticron. Nun kann ich Dauerbelichtungen machen und ich versuche auch mal welche Ergebnisse der recht einzigartige Live-Composite Modus liefert. In diesem Modus macht die Olympus in regelmäßiger Reihenfolge ein Bild nach dem anderen und rechnet die Fotos zu einem einzigen Bild zusammen. Sehr cool ist dabei, dass man die Entstehung des Bildes auf dem Display verfolgen kann. Ich bin ziemlich begeistert angesichts dessen was ich auf dem Display zu sehen bekomme. Später im Hotel wird die Euphorie aber einer deutlichen Ernüchterung weichen. Denn Live-Composite sieht eben doch wie Live-Composite und nicht wie eine Langzeitbelichtung aus. Es macht einen echten Unterschied ob man viele Bilder mit recht kurzer Belichtungszeit über einen Zeitraum von sagen wir mal 2 Minuten überlagert, oder ob man wirklich „echte“ zwei Minuten belichten kann. Beim Live-Composite sieht die Bewegungsunschärfe in den Wolken somit auch ziemlich merkwürdig aus. Es mutet eher nach einen schlechten Photoshop-Effekt als nach einem guten Foto an.

Die Fotos bei denen ich wirklich lange belichtet habe gefallen mir eindeutig besser. Allerdings ist “Live-Composite” trotzdem eine Bereicherung denn man kann damit tolle Effekte erzielen. Gern würde ich mal einige „Sternenspuren“ damit aufnehmen. Na schauen wir mal, vielleicht klappt das ja in der Nacht von 2014 auf 2015… Das Feuerwerk über Puerto de la Cruz wäre eine nette Alternative, wir werden sehen…

In meinem Schrank im Hotelzimmer wartet noch einiges an Equipment das ich bislang noch gar nicht benutzt habe. Vor allem die vielen Lens-Baby Dinge harren noch immer der Dinge die da kommen werden. Seit einigen Wochen habe ich ein Lens-Baby Composer mit einem Anschluss für MFT-Kameras (Micro-Four-Thirds oder auch 4/3). Aber dieses Ding hat mich etwas enttäuscht, denn es ist das gleiche Lens-Baby das ich bereits für meinen Nikon-F Anschluss habe, also für die D800E usw. An der D800E macht das Lens-Baby mit seiner schrulligen 80mm Linse eine recht gute Figur. An einer MFT-Kamera wird es zu einem 160mm Teleobjektiv und das ist nicht wirklich für die typischen Spielereien geeignet die man mit einem Lens-Baby so macht.

Sehr cool sind aber die Einsätze die man in das Lens-Baby Composer einschrauben kann. So lässt sich das gesamte optische System herausnehmen und durch ein Extrem-Weitwinkel ersetzen. Damit hat man ein Fisheye das sich schwenken lässt. An einer FX-Kamera ist das wirklich sehr crazy, aber der Olympus OM-D E-M1 sehen die Einsätze Fish-Eye, Superwide, und Sweet-35 immerhin noch ganz ordentlich aus.

Richtig geil finde ich ein sehr preiswertes kleines Set mit speziellen „Kreativ-Blenden“ die sich über den kleinen magnetischen „Pen“ in das Standard-Objektiv einsetzen lassen. Hier gibt es Herzchen, Sterne und vieles mehr. Bei Fotos vor einem glitzernden Hintergrund ergeben sich damit witzige Effekte die besonders in den unscharfen Bildbereichen, also im „Bokeh“ der Fotos sichtbar werden. Wer möchte sein geliebtes Frauchen nicht einmal vor dem in der Abendsonne glitzernden Meer ablichten und statt der üblichen Reflexe kleine Herzen im Hintergrund sehen?

Ok, all das habe ich auf dieser Reise dabei, aber es war so recht noch keine Gelegenheit all das zu verwenden. Aber ich bin ja noch ein paar Tage hier… Auch hätte ich sehr gern mit meinem Sohn einige tolle Zeitlupen-Videos am Strand von El-Medano aufgenommen, aber das haben wir irgendwie auch nicht hingekriegt. Überhaupt habe ich mir viel mehr vorgenommen als es sich in 4 Wochen Teneriffa bewältigen lässt. Und primär bin ich ja auch hier um mich zu erholen und neue Energie für das kommende Jahr zu tanken.

Identitätskrise…

Ganz gleich wie viele Objektive ich auch mitschleppe, was ich hier fotografiere, filme und ausprobiere, letztlich bringt mich das alles eigentlich eh nicht weiter. Es kostet alles nur viel Zeit und Geld, einbringen gut es im besten Falle eine paar „Gefällt mir“ Klicks bei flickr, YouTube und facebook, mehr leider nicht. Aktuell kommen über Werbung auf YouTube und andere Plattformen im Monat etwa 100 Euro zusammen. Damit kann ich so eben die Kosten für meinen Webserver und die Stromkosten für die Uploads der YouTube Videos bezahlen. Da nervt es manchmal total, dass viele „YouTube-Kids“ Ad-Blocker verwenden, also Browser-Erweiterungen die Werbung unterdrücken. Im Jahr 2014 ist es im Internet noch immer selbstverständlich, dass man alle Infos die man haben möchte kostenlos bekommt und dass man sich über jene die diesen Content liefern gern auch mal lustig macht.

Wirklich nervtötend sind dabei jene Besserwisser und Vollidioten die bspw. zwar einen YouTube-Account haben, dort aber weder ein Profilfoto noch einen echten Namen hinterlegen. Eigene Videos haben sie schon keine und was sie kommentieren und posten ist oft so tief unterhalb der Gürtellinie, dass man sie im Iran dafür öffentlich an einem Baukran aufhängen würde. Erst neulich berichtete mir ein YouTube-Freund von einem Kommentar in dem ihm ein anderer “Youtuber” schrieb „er würde ihn gern mit Benzin übergießen, anstecken und dann mit einer Gabel löschen“.

Das ist wirklich krank und wenn ich darüber nachdenke was mir persönlich das Schreiben dieses BLOGs und die viele Zeit die ich mit der Erstellung und Bearbeitung von Videos und Fotos verbringe letztlich einbringt, so ist das Fazit mehr als ernüchternd. Dieser BLOG frisst einfach irrwitzig viel Zeit und Geld und während ich hier entspannt bei einem Glas Sekt auf dem Balkon vor meinem Hotelzimmer sitze, sehe ich drüben am Pool die Mehrheit der Hotelgäste lässig mit einem Buch am Pool in der Sonne liegen. Sollte ich das nicht lieber auch so machen? Einfach diesen BLOG ruhen lassen und nur noch das tun was mir Spaß macht?

Grundsätzlich erscheint mir das keine schlechte Idee zu sein, aber nur am Pool zu liegen und in der Sonne ein Buch zu lesen ist mir einfach viel zu langweilig. Da kriege ich echt die Krise wenn ich nur daran denke zwischen all den alten Leuten den ganzen Tag still liegen und lesen zu müssen. Ist es also doch ok diesen BLOG zu schreiben? Ist es letztlich einfach meine Art den Urlaub zu verbringen? Na vielleicht gibt es ja irgendwann einmal die große Revolution im Internet und die Leser eines BLOGs bezahlen 5 Euro-Cent pro Artikel oder so. Dann wäre es cool, denn dann könnte man vielleicht irgendwann davon leben und eine bessere Qualität, neue spannende Reisen und so letztlich den Lesern eine „noch bessere Leseerfahrung präsentieren“ – wie man es im APPLE Jargon nennen würde…

Aber das wird wohl nie passieren und so werden wohl hunderttausende „kleine Blogger“ bis ans Ende ihrer Postings mit dem Schicksal hadern und ihre BLOGs irgendwann einfach brach liegen lassen. Dies passiert übrigens wirklich oft, denn solange es keinerlei monetäre Anreize gibt einen BLOG weiter zu schreiben ist es irgendwann einfach lästig und verkommt mehr und mehr zu einer ungeliebten Pflicht als zu einem Hobby das Spaß bereitet und dazu anspornt es noch besser und intensiver zu betreiben.

Während ich an meiner Kamera hantiere geht mir all das in meinem Kopf herum. Und so bemerke ich erst spät, dass mir plötzlich die Sonne ins Gesicht scheint. Hey was ist denn das, die Wolkendecke hat ein Loch bekommen!! Schnell tausche ich die Objektive und nun ist das wunderbare Panasonic 4/7-14mm an der Reihe. Als es fest im Bajonett meiner der Olympus sitzt hole ich den famosen neuen Filterhalter von Helge Süß (helge-suess.com) aus Österreich heraus und schiebe meinen Haida ND-1000 Filter im Format 150x150mm hinein. Schnell noch die Kamera umkonfigurierten und dann kann es schon los gehen… Doch in diesem Augenblick trifft mich der erste von wirklich vielen Regentropfen. Ich stehe inmitten von riesigen Kieselsteinen die so dick sind, dass man einen Bagger brächte um sie zu bewegen und nun regnet es? Hier wechselt das Wetter manchmal wirklich schnell und ich habe noch sehr gut in Erinnerung wie ich mit meiner Sandra vor einigen Monaten auf einer unserer letzten Motorradtouren so nass geworden bin, dass dabei mein wunderbares noch fast neues HTC ONE M7 gestorben ist :-(

Also heißt es jetzt schnell zum Auto zu flitzen ohne sich dabei ein Bein zu brechen, was hier gar nicht so einfach ist.

Auf nach Teno Alto

Im Auto angekommen sind es 21°C und es regnet. Ich warte eine Weile aber es scheint nicht weniger zu werden, also starte ich den Motor meines OPEL Astra und mache mich auf den Weg nach Teno Alto, meinem ursprünglichen Tagesziel. Es geht ein paar hundert Meter zurück in Richtung Puerto de la Cruz, danach nehme ich die Straße in Richtung Masca. Nun geht es in vielen Kurven steil den Berg hinauf. Nach etwa 10 Minuten ist „Teno Alto“ nach rechts ausgeschildert. Diese Straße ist wirklich schmal, es gibt keine Sicherungen, keine Markierungen, gar nichts, einfach nur sehr alten kaputten Asphalt. Wüsste ich es nicht besser, man könnte meinen die sei keine öffentliche Straße.

Painting with light - Olympus OM-D E-M1

Auf dem Weg nach Teno Alto ergeben sich immer wieder neue Sichten auf die nördliche Seite der Spitze des Teide. Dort liegt noch Schnee und die Wolken die in der warmen Abendsonne daran vorbei ziehen sehen immer wieder anders und immer wieder gut aus. Anzuhalten ist nicht ganz einfach, denn die Straße ist unglaublich schmal. Dort wo es geht springe ich schnell aus dem Auto und schnappe mir meine Kamera die schussbereit samt Stativ auf dem Rücksitz wartet. Dabei ist es toll ein Auto mit vier Türen zu fahren!!

Als ich schließlich in Teno Alto eintreffe steht die Sonne schon sehr tief, nun heißt es sich zu beeilen um den Sonnenuntergang über La Gomera nicht zu verpassen. Es geht vorbei an der kleinen Dorfkneipe und dann schräg rechts den Berg hinunter. Die Straße kann man nun nicht mehr Straße nennen, es ist nur noch ein einspurige holprige betonierte Piste mit einer Regenrinne in der Mitte. Alle Menschen die ich hier treffe haben alle Ruhe der Welt. Sie sitzen entspannt am Wegesrand, lächeln sehr freundlich und heben die Hand zum Gruß als ich vorbeifahre. Sicher sind es keine Hobbyfotografen und auch keine Blogger oder YouTuber, möglicherweise wissen sie gar nicht was das ist und trotzdem sehen sie aus als wären sie zufriedenen mit dem was sie haben und wie sie leben.

Pico del Teide seen from Teno Alto #2 - Olympus OM-D E-M1

Sollte ich diese ganze BLOG-, Foto- und „YouTube-Scheiße“ nicht einfach an den Nagel hängen und mich dazusetzen? Einen kurzen Moment bin ich versucht voll in die Bremse zu treten, aber dann lockt das Wolkenschauspiel stärker als gedacht…

Beim letzten Mal habe ich an einer recht exponierten Stelle geparkt. Meine Sandra hat damals zwei Stunden allein im Auto auf mich gewartet und ist dabei von Canarios angesprochen worden. Vielleicht wollten sie helfen oder so? Verstanden hat sie jedenfalls nichts und es war ihr mehr als unheimlich. Das habe ich noch im Hinterkopf und so will ich versuchen eine Stelle zu finden die näher an der Felskante mit Blick auf La Gomera liegt. Doch welche der winzigen Straßen ich auch fahre, alle führen mich weg von La Gomera tief in die „Eingeweide“ des eigentlich wunderschönen Teno-Gebirges.

Hat man hier erst einmal eine falsche Straße eingeschlagen, so ist es unmöglich das Auto zu wenden. Die einzige Chance ist so lange der Straße zu folgen bis man auf eines der wenigen Häuser trifft. Dort springt meist gleich ein Hund auf das Auto zu, was aber ungefährlich ist solange man nicht aussteigt. Gäste sind hier wohl mehr als selten!

Irgendwann schaffe ich es mein Auto zu wenden. Es geht zurück und dabei komme ich an einem Gehöft vorbei das auch in den schottischen Highlands einen guten Eindruck machen würde. Es sieht sehr verlassen aus und erscheint baufällig zu sein, ob hier noch jemand wohnt? Es gibt gleich auf der Ecke einen Masten mit einer Antenne. Also wird hier wohl jemand wohnen, warum sollte hier sonst diese Antenne stehen? Und tatsächlich werde ich nach der nächsten Kurve argwöhnisch von einem alten Mann beäugt wie ich hier so im Abendlicht herumkurve. Ich winke ihm freundlich zu und er winkt und lächelt freundlich zurück, Zähne hat er leider keine mehr.

Pico del Teide seen from Teno Alto #1 - Olympus OM-D E-M1

Als die Sonne tief steht bin ich wieder ganz genau dort wo meine Sandra damals auf mich gewartet hat, einen anderen „Weg zum Horizont“ scheint es mit dem Auto nicht zu geben, jedenfalls nicht von hieraus. Also schnappe ich mir meine Kamera und will zu Fuß weiter. Aber es ist extrem windig und inzwischen auch schwer kalt geworden. Schnell ziehe ich eine Weste und eine Fleece-Jacke über, aber das reicht noch nicht. Erst als ich in meiner alten Jacke aus Gore-Tex stecke, die ich mir im Jahr 2003 für die erste Reise nach Teneriffa gekauft habe, ist mir halbwegs warm. Viel Gepäck will ich nicht mitschleppen, also stecke ich nur das 2,8/12-35mm (FX: 24-70mm) Zoom in die Jacke und nehme die Olympus samt 2,8/35-100mm (FX: 70-200mm) mit. Die Sonne ist schon fast weg, mein vergeblicher Umweg hat sehr viel Zeit gekostet. Im Laufschritt geht es der alten Finca am Horizont entgegen an der ich schon mehrmals schöne Fotos machen konnte.

Während ich über Lava-Brocken haste schaut die Sonne immer mal wieder für einige wenige Sekunden sehr magisch durch die massive Wolkendecke über La Gomera. Als ich schließlich „in Stellung“ bin ist das Schauspiel aber leider vorbei. Nun ist nur noch eine wolkige Szenerie zu sehen, alles ist „Blau in Blau“ mit einigen gelben Farbakzenten an der falschen Stelle des Horizontes. So ein Mist ich habe es vergeigt!

Etwas frustriert geht es zurück zum Auto. Meine Krankheit ist inzwischen recht gut auskuriert und ich habe nicht mehr so massiv mit meinem Asthma zu kämpfen wie noch vor zwei Wochen. Dennoch ist es beschwerlich wieder zum Auto aufzusteigen. Als dann erneut einige dicke Regentropfen auf meinen Kopf klatschen habe ich echt keine Lust mehr und frage mich erneut warum ich das alles auf mich nehme. Alle anderen Gäste sitzen jetzt bei einem Glas Sekt im Restaurant und schlagen sich die Mägen voll.

Endlich am Auto angekommen ist es dunkel und es regnet. Ich habe es so eben geschafft, dass meine Kamera nicht zu heftig durchnässt wurde, es wird wohl noch alles heil sein. Schnell starte ich den Motor und erschrecke mich zutiefst als es plötzlich im Auto hell wird. Was war denn das? Ich komme mir vor als hätte mich jemand fotografiert, jemand mit einem echt großen Blitzlicht. Aber es ist ein Gewitter das sich gerade anschickt sich über dem Meer zu entladen.

Während die schweren Regentropfen auf das Autodach einhämmern und hinter mir die Blitze über den dunklen Hummel zucken geht es zurück, hoffentlich geht es zurück… Hier vom Weg abzukommen könnte bei diesem Wetter in der Dunkelheit mehr als schlimm werden. Bei der Anfahrt habe ich der Umgebung nicht viel Beachtung geschenkt, alles in mir war auf das Schauspiel am Himmel über La Gomera fixiert. Nun sieht die Umgebung unwirklich und fremd aus. Immer wieder zweifle ich daran ob mein Weg tatsächlich richtig ist. Am Horizont kann ich Lichter sehen, das müsste Teno Alto sein und sie werden langsam größer, das gibt mir Hoffnung.

Schließlich erreiche ich Teno Alto doch noch und als ich an der Dorfkneipe vorbeifahre ist bereits alles wie ausgestorben. Aber die Türe steht offen, drinnen brennt Licht und als ich langsam daran vorbei rolle winkt mir jemand zu. Die Menschen hier sind so freundlich!

Von Teno Alto muss ich nun noch hinab in die Zivilisation wie wir sie kennen. Und das ist gar nicht so einfach. Es gibt keine Straßenlampen, keine Fahrbahnmarkierungen, aber dafür gibt es Felsbrocken auf der Straße die so groß sind, dass zumindest ein Reifen platzen wird wenn man sie versehentlich mit dem Auto erwischt. Also ist Vorsicht angezeigt!

Als erfahrener „Lenker“ wie es die Schweizer nennen, klappt letztlich alles problemlos. Als ich gut zwei Stunden nach meiner Abfahrt im Hotel in Puerto de la Cruz eintreffe bin ich müde in kaputt aber irgendwie geht es mir auch gut. Beim Abendessen fragt mich eine der Bedienungen was denn mit meinem Sohn los ist, ob er schon im Bett liegen und schlafen würde. Aber nein, er ist schon wieder daheim bei der Mama und bereitet sich auf den Jahreswechsel vor.



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